Bevölkerung, — Bodennutzung. Viehzucht.
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4) Bodennutzung. Von je 100 qkm Landes entfielen auf folgende
Nutzungsarten:
in Ackerbau, Garten- (u, Wein)-Land Wiesen Weiden u. Hutungen Waldland Haus> u. Hof- räum, Wege u. Gewässer, Ödland
Braunschweig 51,6 9,8 4,1 29,9 4,6
Hannover. . 33.1 10,3 13,4 16,5 26,7
Preußen . . 50,6 9,4 6,3 23,5 10,2
D.reich . . 48,8 11 5,3 25,8 9.1
Diese Übersicht ergiebt, daß Br. zwar nicht viel Weideland besitzt, aber in Acker-
und Waldland den Verhältnissatz des Reiches und Preußens übertrifft, während H.
in jenen Beziehungen weit hinter allen dreien zurücksteht, da reichlich i/i seines Bodens
auf die 5. Spalte entfällt. Indessen würden seine Bauern die weiten, öden Moore und
Heiden, die iu dieser Ziffer die Hauptrolle spielen, im Ernste doch schwerlich als nutzlos
bezeichnen, da sie als „geringe Hutungen" und durch ihren Torfbau und Plaggenhieb einen
keineswegs verächtlichen Ertrag bieten. Hinwieder besitzt Hannover in den Nordseemarschen
einen Boden von einer Ertragfähigkeit wie kein anderes Gebiet im ganzen Reiche.
a. Die Ertragfähigkeit des überhaupt zum Ackerbau benutzten Bo-
d ens bleibt zwar in H., abgesehen von Kartoffeln und Hafer, durchschnittlich um y4 hinter
der des glücklicheren Br. zurück, aber sie ist trotzdem nicht gering, denn sie übertrifft in
allen Bebauungsweisen außer in Wiesengras den Durchschnitt des Staates Preußen und des
Reiches. Berechnet man den Wert des Bodens nach dem Reinertrage der Grundsteuer, so
ergiebt sich als Stufenfolge für die R.b. Hannovers: Hildesheim, Aurich, Hannover.
Stade, Osnabrück, Lüneburg. Hildesheim bringt 29,3 Jl auf 1 Hektar auf, Lüneburg 9!
In H. nimmt der Roggen 24, die Wiese 23, der Hafer 13 % des überhaupt land-
wirtschaftlich benutzten Bodens ein, in Br. überwiegen dieselben Bestellungsarten nebst
Weizen und Zuckerrüben. In jenem liegen 2,2 % (5 qkm), in Br. nur 0,2x der im
Reiche zum Tabakbau benutzten Fläche.
b. Ganz besonders auffällig ist der Unterschied im Wald bestände. In Br. um-
faßt dieser 29,» % des Bodens, im R.b. Hildesheim gar 36, aber in ganz H. nur 16,5,
im R.b. Stade 7, in Aurich gar nur 2,2. Der Wald liebt zwar nicht gerade den rauhen
Nordwest von der See her, aber er vermag ihn doch zu ertragen, und viel wird jetzt in
Aurich und Stade wieder gebessert, wie im Lüneburgischen fortdauernd geschieht, durch
Anpflanzung der genügsamen Kiefer, die im Moor- wie Sandboden fortkommt. In
Br. ist der Kreis Blankenburg das eigentliche Waldland. In H. überwiegt bei weitem
das Nadelholz, in Br. der Laubwald. In diesem ist die Buche der Hauptbaum, mit
46 % der Forstfläche in Br., 19 X in H., die Eiche überschreitet in keinem 7 %.
5) Viehzucht. Auf 1 qkm kamen 1897 in abgerundeten Zahlen, wobei
die eingeklammerten den Bestand von 1883 bezeichnen:
| Pferde Rinder Schafe Schweine
Braunschweig (7)9 (25) 33 (66) 41 (27) 43
Hannover. . (5)6 (22) 28 (39) 25 (20) 34
Preußen . . (7)8 (25) 30 (42) 22 (17) 27
Weit günstiger stellt sich das Verhältnis für das dünnbevölkerte H., wenn der Vieh-
stand aus die Einwohnerzahl bezogen wird, denn dann steht es in allen diesen Vieharten
hoch über dem Durchschnitte Preußens. Auffallend ist auch iu uuseru beiden Ländern der
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5. Viehzucht. — 6. Fischerei.
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Ganz anders stellt sich das Verhältnis für das dünner bevölkerte Hannover, wenn
der Viehbestand auf die (Einwohnerzahl bezogen wird, denn dann steht es in allen diesen
Vieharten hoch über dem Durchschnitte Preußens und abgesehen von Ziegen auch
Vraunschweigs. Dem starken Rückgange der Schafzucht im übrigen Preußen, 4,4°/«,
steht in Hannover sogar ein Zuwachs gegenüber und in Braunschweig ein Rückgang
von 3,io/o. In Hannover haben Aurich und Stade verhältnismäßig den stärksten
Bestand an Pferden und versenden diese weithin. Berühmt ist das Königl. Landes-
gestüt in Celle. Aurich kann sehr starken Handel mit „ostfriesischem Rindvieh" be-
treiben, und mit dem ungeheuren Bestände von 1211 Schweinen auf 1000 Einw.
stieg Lüneburg um 819 über den Preußens und um 857 über den des Reiches, und der
Kreis Hoya kam doppelt so hoch— Die Bienenzucht geht leider immer mehr zurück.
Preußen besaß 1907: 1541350 Stöcke, Hannover 213296, davon Lüneburg 66234,
Braunschweig 9510. Auf 1000 Einw. kamen Hühner in Braunschweig 1084, Hannover
1833, Preußen 1041.
6. Fischerei. Der arg zerrüttete Fischbestand unserer Binnengewässer wird
durch rege Fürsorge von Regierungen und Privatleuten, namentlich auch durch den
Deutschen Fischereiverein wieder gehoben. Die Einführung von Schonzeiten, die
künstlichen Brutanstalten, z. B. in Herrenhausen und bei Hameln, das Aussetzen von
Millionen von Fischeiern weisen bereits günstige Wirkungen auf. Am Stauwerke bei
der Weserbrücke von Hameln ist immer noch die bewährteste Stelle des Lachsfanges, aber
die an mehreren Wehren der Weser eingebauten „Lachstreppen" werden von den Fischen
anscheinend nicht gern benutzt. Zur Jucht von Edelfischen sind vielfach große Teichanlagen
geschaffen, und in der Lüneburger Heide werden künstlich überschwemmte Wiesen mit
Erfolg dazu verwandt. 1910 waren hier vorhanden 600 Morgen Forellen-, 700 Morgen
Karpfenteiche (1 Morgen rund — ^ ha). Das Teichgut der Landwirtschaftskammer der
Provinz im Kreise Isenhagen umfaßt 252 Morgen. Die Pachtsumme für den Fischfang
im Steinhuder Meer bringt jährlich 8000, im Dümmer 5000 M. — In Braunschweig
hat sich der Bestand an Karpfen und Krebsen sehr vermehrt.
In der Seefischerei ist Hannover immer stärker vorwärts gekommen. Die
Küstenfischerei, namentlich auf Schollen, Schellfische und Granaten (Garneelen), wird
von vielen Küstenorten rührig betrieben. Hochseefischerei, die ihr Augenmerk
besonders auf Schellfisch, Steinbutt, Seezunge, Rotzunge usw. richtet und bis über
die Doggerbank, ja bis nach Island, der Küste der Sahara und noch weiter hinaus,
vor allem aber im Skagerrak ihre Beute sucht, wird von dem größtenteils hamburgi-
scheu Finkenwerder und ganz besonders von Geestemünde betrieben, wo 1897 ein
großer Fischereihafen von der Regierung angelegt und das der größte Fischplatz des
Festlandes geworden ist. 1912 besaß Hannover über 250 Fahrzeuge für Hochsee-
fischerei von 632 in ganz Preußen. Von den 674 Fischereifahrzeugen der deutschen
Nordsee waren 247 Dampfer, 105 Segler mit Hilfsmaschinen oder Motoren; 303
Schiffe waren preußische, 136 oldenburgische, 124 in Hamburg, 117 in Bremen
beheimatet. Emden besaß 107 Segler und 23 Dampfer, Geestemünde 81 Dampfer.
Diese treiben den Schleppnetzfang in der Nordsee und im Ozean mit großem Erfolge,
denn das Deutsche Meer übertrifft alle anderen an Fülle der edlen Plattfische, wo-
gegen die Schellfische offenbar abnehmen und deshalb bei Island gesucht werden
müssen, wo die deutschen Schiffe 1911 den gewaltigen Fang von 1,6 Millionen Jh
Wert erzielten. Dorther wurden für 2,i Mill. J6 Kabeljau geholt, und 1913 lief
in Geestemünde ein Dampfer mit dem ungeheuren Fange von 1,3 Mill. Pfund Fischen
ein, die von verschiedenen Schiffen gefangen, in Island eingesalzen waren und von
den „Deutschen Stock- und Klippfischwerken" in Klippfische verarbeitet werden sollten.
1 Die preußische Viehzählung vom 1. Dezember des futterarmen Jahres 1911
hat einen Rückgang der Rinder von 1282 636 auf 1265350, der Schafe von 628284
auf 472351, aber einen Zuwachs der Pferde von 253329 auf 271763 und der Schweine
von 2348790 auf 3124010 erbracht.
Oehlmann, Landeskunde von Hannover und Braunschweig. 4. Aufl. 4
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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